Die VLHGS fordert, dass die BSB auch weiterhin die Lehrerreisekosten übernimmt, die im Zusammenhang mit internationalen Schüleraustauschen und Auslandsreisen fremdsprachlicher Lerngruppen entstehen!

Pressemitteilung:
„Klassenreisekosten – Die ganze Geschichte“

Die neuen Regelungen für die Erstattung der Lehrerreisekosten bedrohen Schüleraustausche und internationale Schülerbegegnungen!
Auch Auslandsreisen fremdsprachlicher Lerngruppen sind gefährdet!

Die Vereinigung der Leitungen der Hamburger Gymnasien und Studienseminare (VLHGS) freut sich mit der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) und Senator Ties Rabe darüber, dass die Höchstsätze für Schulfahrten an die gestiegenen Reisekosten angepasst worden sind. Über 10 Jahre lang waren die Höchstsätze unverändert geblieben. Insbesondere Auslandsreisen waren infolge der deutlich gestiegenen Flugpreise kaum mehr durchführbar. Auslandsreisen sind aber vor allem für das Erlernen der Fremdsprachen pädagogisch wie fachlich sinnvoll und erwünscht.

Ebenso erfreulich ist es, dass Lehrer und Lehrerinnen künftig ihre dienstlich veranlassten Reisen nicht mehr privat mitfinanzieren müssen. Endlich wurden damit die Hamburger Lehrer und Lehrerinnen mit anderen Beamtinnen und Beamten gleichgestellt.

Allerdings: So formuliert, klingt die Sache nach einer großzügigen Geste der BSB. So heißt es in der Pressemitteilung vom 24.03.2016: In Wirklichkeit ist die BSB durch die veränderte Rechtslage verpflichtet gewesen, die Kosten für Dienstreisen (sofern genehmigt) in vollem Umfang zu tragen. In der Pressemitteilung der BSB klingt die Erhöhung des Budgets wie ein Erfolg zu Gunsten der pädagogischen Qualität der Schulfahrten und der angemessenen Übernahme der Lehrerreisekosten. „[…] Gründe genug, den erfolgreichen „Unterricht auf Reisen“ zu stärken: Dafür will die Schulbehörde den Schulen künftig pro Jahr 600.000 Euro mehr als bisher zur Verfügung stellen.“

Das stimmt so jedoch nicht ganz! Denn: Die zusätzlichen Gelder berücksichtigen nur die veränderte Rechtslage und Kostenentwicklung. In folgender Hinsicht wird die Lage sogar deutlich schlechter: Die pauschal zugewiesenen Mittel zur Finanzierung der Lehrerreise-kosten finanzieren künftig nur noch die sogenannten „Pflichtreisen“. Dies bedeutet, dass es künftig für die an vielen Schulen üblichen zweiten Reisen in der Klassenstufe 7 bis 10 keine Finanzierung der Lehrerreisekosten seitens der Behörde mehr gibt.

Wesentlich schwerer wiegt, dass die neue Reisekostenregelung die zum Teil jahrzehntelang gepflegten Austausch- und Sprachreisen der Hamburger Schulen zu Partnerschulen im europäischen Ausland gefährden, denn für diese wird es künftig keine Finanzierung mehr geben.

Gerade in Zeiten eines auseinanderdriftenden Europas erscheint es der VLHGS ganz unverständlich, dass der von den Schulen organisierte Austausch zwischen der Jugend Europas mangels finanzieller Unterstützung eingestellt werden soll. Austausche sind nun einmal mit höheren Kosten – auch Lehrerreisekosten! – verbunden, die nicht vollständig auf die teilnehmenden Schüler umgelegt werden können. Die Schulen und die beteiligten Lehrkräfte engagieren sich ohnehin schon sehr, um die Austauschbeziehungen das ganze Jahr über zu pflegen und zu gestalten. Die Schulbehörde sollte ihre Anerkennung für dieses Engagement im Dienst der Völkerverständigung und der internationalen Begeg-nung von Jugendlichen dadurch zum Ausdruck bringe, dass sie die Austausche auch weiterhin finanziell unterstützt.

Austausche sind nicht einfach ein Luxus, der zu Lasten anderer Aktivitäten aus dem Schulbudget finanziert werden könnte. Austausche sind kein Luxus, sondern gehören zum Bildungsauftrag öffentlicher Schulen und müssen auch entsprechend budgetiert werden!

Wir hoffen, dass es der BSB gelingt, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken und den Schulen Wege und Mittel anzubieten, die Tradition des Austausches in unserer Stadt, die sich Tor zur Welt nennt, fortsetzen zu können.

Wenn die zum Teil über viele Jahre und Jahrzehnte gepflegten Partnerschaften der Schulen erst einmal zerstört sind, werden sie sich nicht so leicht wieder knüpfen lassen.

Eine schnelle Umfrage unter den Hamburger Gymnasien, an der sich 22 Gymnasien beteiligt haben, hat ergeben, dass allein an diesen Schulen 68 Austausche bedroht sind.

Deshalb fordern wir, dass die BSB auch weiterhin die Lehrerreisekosten übernimmt, die im Zusammenhang mit internationalen Schüleraustauschen und Auslandsreisen fremdsprachlicher Lerngruppen entstehen (unter Beachtung des Hamburgischen Reisekostengesetzes).

Wir sind uns dabei sicher, diese Forderung nicht nur für die Gymnasien, sondern auch für die Hamburger Stadtteilschulen erheben zu dürfen.

Der Vorstand:
Christoph Preidt (Johannes-Brahms-Gymnasium)
Dr. Christian Klug (Gymnasium Lerchenfeld)
Arne Wolter (Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer)

13.05.2016